"Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt!"
Im Introsong von „Pippi Langstrumpf“ klingen die Wörter „Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt“ sorglos aus den Boxen und hinterlassen erst einmal positive Gefühle. Verbunden mit frei erfundenen Rechenregeln, Einladungen in die Villa Kunterbunt und einer niedlichen Kinderstimme schwingt die Leichtigkeit, die Pippis Leben zu haben scheint, unverzüglich zu einem rüber.
Warum also nicht diese Leichtigkeit fixieren und den Song zum Soundtrack des eigenen Lebens erklären?

Während es erst einmal nach einem verlockendem Prinzip klingt, stößt gerade dieses Zitat auf Kritik, es wäre naiv, realitätsfern und besonders deshalb problematisch, weil es so vielen ein Vorbild ist und nicht selten als Lebensmotto an der Wand hängt oder regelmäßig durchs Wohnzimmer schallt.
Der Vergleich mit dem ehemaligen US-Präsidenten Trump unterläuft einem da bei der Recherche unerwartet schnell und lässt einen zunächst schlecht fühlen, denn er scheint nachvollziehbar.
Klar ist, bezogen auf die Geschichte steckt hinter dem Zitat keinerlei Problematik. Pippi ist neun Jahre alt, sie ist ein Kind und sie darf und soll sich die Welt gerne machen wie sie ihr gefällt. Die Villa Kunterbunt ist ein fiktiver Ort an dem ihre Einfälle keine Grenzen zu haben scheinen und diese auch nicht brauchen – Grundlage ihrer Welt sind schließlich moralisch vertretbare Werte.
Wenn die Einstellung, man könne sich seine Welt ohne Einschränkung genauso gestalten wie man es sich erträumt, allerdings zum Lebensmotto wird, sieht es schon etwas anders aus. Aber auch nur etwas.
Denn natürlich steckt hinter dem Zitat eine gewisse Naivität, niemand kann sich die Welt tatsächlich genau so machen, wie sie einem gefällt und würde man dieses Zitat konsequent auf alle Lebensbereiche und Situationen beziehen, wäre man wohl ein ziemlich ignoranter und unangenehmer Mensch.
So ganz ohne Regeln, Kommunikation und Achten auf Andere und ihre Gefühle funktioniert es dann vielleicht doch nicht und der Vergleich mit Donald Trump wäre womöglich tatsächlich angebracht.
Auch klar ist allerdings, dass vermutlich jedes Lebensmotto auf das man zu sehr beharrt, irgendwann nicht funktionieren wird und immer mal keinen oder gar den falschen Rat bieten würde.
Jeder Satz hat immer irgendwo eine Grenze und weist aus einem anderen Blickwinkel neue, erst dann ersichtliche Problematiken auf.
So bietet ein Zitat wie beispielsweise „Einfach drüber tanzen“ erst einmal Gelassenheit in unruhigen Momenten und ist doch auch mal nicht der beste Rat, wenn es beispielsweise um wichtige Entscheidungen geht. Ein naives Motto muss es deshalb trotzdem nicht sein, denn soll es schließlich kein ganzes Leben bestimmen, sondern vielmehr eine erste Orientierung geben und Möglichkeiten bieten an Situationen heranzugehen.
Wenn man sich die Welt also nur in ausgewählten Situationen und nur in Teilen so macht, wie sie einem gefällt, ist daran nichts verkehrt.
An dem Grundgedanken, nämlich positiv durch sein Leben zu gehen, immer auch ein bisschen nach seinen eigenen Spielregeln zu handeln und sich sein Leben so zu gestalten, dass man es gerne lebt, ist wohl kaum etwas auszusetzen.